Zehn Minuten und 38 Sekunden, so lange arbeitet das Gehirn einer Studie zufolge nach dem Tod weiter. Genau diese Zeit hat Tequila Leila, um sich noch einmal an die wichtigsten Stationen ihres Lebens zu erinnern. Die Istanbuler Prostituierte wurde soeben ermordet und in einen Müllcontainer geworfen. Sich der Endgültigkeit ihrer Situation bewusst, hofft sie auf ein schönes Begräbnis und rekapituliert, wie ihr Leben so gewaltsam enden konnte. Tequila Leila ist die Hauptfigur in Elif Shafaks neuem Roman "Unerhörte Stimmen". Leilas Geschichte tut weh. Sie ist geprägt von Unterdrückung, Gewalt und Missbrauch. Dennoch macht Shafak aus ihrer Figur kein Opfer. Leila ist viel mehr als das, was ihr geschehen ist. Sie ist eine hoffnungsvolle Kämpferin, die weder aufgibt noch die eigene Liebenswürdigkeit verliert. Möglich ist das vor allem, weil Shafak ihrer Hauptfigur fünf Freunde zur Seite stellt. Allesamt Figuren aus Istanbuls Halbwelt, von der Gesellschaft geächtet und nirgendwo zugehörig. Diese fünf, so hofft die tote Leila, werden sie finden und ihr Rosen ans Grab legen. Das ist allerdings nicht so einfach, wie sich im zweiten Teil des Buches herausstellt. Denn einer türkischen Prostituierten, deren Familie sich nicht um die Beerdigung kümmern will, steht kein würdevolles Begräbnis zu. Also riskieren die Freunde alles, um sich gebührend von ihrer Leila verabschieden zu können. Die türkische Autorin setzt sich seit Jahren für Frauenrechte in ihrer Heimat ein. Auch in ihren Büchern widmet sie sich immer wieder dem Kampf der Frauen für mehr Selbstbestimmtheit und zeigt dabei die Bruchstellen der türkischen Gesellschaft auf. Leilas Geschichte spielt lange vor dem Aufstieg des heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sie wird in den Sechzigerjahren geboren und stirbt Anfang der Neunziger. Die Konflikte, die Shafak beschreibt, haben dennoch nicht an Aktualität verloren. All das ist eng verbunden mit dem Leben der Hauptfigur. Die Akteure haben sich geändert, die Konflikte sind geblieben. Und noch immer ist Istanbul das wirtschaftliche Zentrum des Landes - politisch umkämpft und ein Spiegelbild der kontrastreichen türkischen Gesellschaft: in Asien verwurzelt, auf dem Sprung nach Europa. Shafak hat ihr Buch Monate vor den Kommunalwahlen im März vollendet. Dennoch klingt es fast wie eine Prophezeiung, wenn sie schreibt: "In Wahrheit gibt es kein Istanbul, sondern viele Istanbuls, die, immer in dem Neuer Roman Istanbul Prostituierte, dass am Ende nur eines überleben würde, miteinander stritten, konkurrierten und kollidierten. Derzeit tobt in Neuer Roman Istanbul Prostituierte Metropole ein Machtkampf um das Bürgermeisteramt. Am März holte sich die Opposition mit nur wenigen Stimmen vor Erdogans Partei den Sieg. Unter Druck annullierte die Wahlkommission jedoch das Ergebnis und setzte Neuwahlen an. Welches Istanbul dabei gewinnt, könnte die Zukunft der Türkei für die nächsten Jahre bestimmen. Sie gehört zu den prominentesten Kritikern Erdogans und reist aus Angst vor einer möglichen Festnahme nicht mehr in die Türkei. Sie lebt in London und kämpft von da aus für Demokratie - und gegen die Unterdrückung von Frauen. Einen Beitrag dazu könnte sie nun mit ihrem Roman geleistet haben. Denn die Geschichte der Prostituierten Leila ist wahrhaftig. Problemlos kann man sich vorstellen, dass es überall auf der Welt Frauen gibt, deren echtes Leben dem fiktiven von Leila gleicht - allerdings werden ihre Geschichten nie gehört.
Tod und Nachleben einer Prostituierten
Süddeutsche Zeitung Die Liebe. Rezensentin Marie Schmidt betrachtet den neuesten Roman von Elif Shafak über eine Prostituierte aus Istanbul, die bei ihrem Tod ihr Leben. Im Jahr stolpert ein linker Student zufällig aus einer Demo ins Bordell, verliebt sich in die Prostituierte und heiratet sie. "Unerhörte Stimmen" von Elif Shafak: Lebensgeschichte einer Prostituierten - DER SPIEGELBy continuing to browse the site you are agreeing to our use of cookies. Elif Shafak: Mich hat interessiert, was jetzt in der wissenschaftlichen Forschung herausgekommen ist, dass nachdem das Herz aufgehört hat zu schlagen, das Hirn noch weiterarbeiten kann, in manchen Fällen tatsächlich bis zu zehn Minuten, manchmal auch nur ganz kurz. Um das herrscht, so die populäre Vorstellung, ein aufregendes Zwielicht, das den Mächtigen unheimlich ist. Die Redaktion empfiehlt Mehr. Auch Frauen, Schwache, Queere leiden, wenn Autoritäre und religiöse Eiferer Oberwasser bekommen. Das Leben am Rand der Gesellschaft hat nicht nur lebhafte Farben und Gerüche, sondern seine ganz eigene schwer zu entziffernde Schönheit, und Elif Shafak erzählt davon mit Poesie und besonderem Wohlklang, ohne einen einzigen falschen Ton.
Die Liebe endet tragisch. Eine Hassliebe, die mit jeder Seite greifbarer, erlebter wird. Sie belegen diesen Bereich des Lebens mit Schweigen, weshalb es da «Unerhörte Stimmen» zu belauschen gäbe, wie der deutsche Titel des jüngsten Romans von Elif Shafak ansagt. Scholl: Ihr Roman, Elif Shafak, ist auch wieder eine Hommage an Istanbul, die Stadt. Ihr Browser ist veraltet. Mit ihrem Buch hat Shafak diesen ungehörten Frauen eine Stimme gegeben und sie zu Menschen gemacht, die mehr sind als Opfer oder Figuren am Rande der Gesellschaft. Secession Verlag für Literatur Weiter. Sie alle mussten auf ihre Weise die Härte des Lebens erfahren und versuchen, nicht an ihm zu scheitern. Inzwischen reist Elif Shafak nicht mehr in die Türkei, weil dort heute Journalisten, Schriftsteller, Intellektuelle aus politischen Gründen inhaftiert werden. Das ist ein guter, politisch begreiflicher Wunsch. Ein Ton der Trauer darüber durchzieht diesen Roman eindrucksvoll. Super-G in Gröden Im Training schlägt er meist sogar Odermatt — jetzt tut er das auch im Rennen. So ist dieses Buch auch ein farbiges Porträt der Millionenstadt Istanbul. Abo Leiturteil zum Basler Wohnschutz Hauseigentümer Linder: «Es hat sich gelohnt, dass ich mich gewehrt habe». Solche Auskünfte sind Kilic wichtig, und so fehlt ein Blick auf den Text selbst, über den wir hier nichts weiter erfahren. Tequila Leila ist die Hauptfigur in Elif Shafaks neuem Roman "Unerhörte Stimmen". Alle öffentlichen Orte sind damit männlich dominiert. Home Über uns News Tipp - Buch. Da gibt es «das hochherrschaftliche und das proletarische Istanbul, das weltoffene und das provinzielle, das kosmopolitische und das spiessbürgerliche, das dekadente und das fromme, das machohafte und das feministische Istanbul». Damit ist gesetzt, was Elif Shafak in diesem Roman vorhat: von den Rändern erzählen, den Rändern der Existenz, den Rändern der Gesellschaft, den Rändern der sogenannten Normalität. Tatsächlich ist darin auch eine Tendenz zur Romantisierung des Marginalisierten zu spüren. FAQ Häufige Fragen. Aber Tarkan ist ein schwächliches Kind, der, wie sich später herausstellt, mit Down-Syndrom geboren wurde. Zehn Minuten bleiben ihr, bevor ihr Gehirn sich endgültig abschaltet, in denen sie realisiert dass ihr irdisches Leben vorbei ist und sie dieses noch einmal Revue passieren lässt. Und ich als Feministin, als Schriftstellerin möchte, dass man die weiblichen Stimmen an diese Orte zurückbringt und die Stadt, die ja eine weibliche Seele hat, zurückfordert. Als Diplomatenkind hat sie früh die Welt gesehen — in Ankara hat sie studiert, ihren Doktor in Politologie gemacht mit einer Arbeit über die Rolle der Frau im Islam. Für die Leserin, so Bopp, werden die von der Erzählerin im Moment ihres Todes memorierten dramatischen Lebensgeschichten ihrer Freunde, Transsexueller, Aidskranker, Prostituierter, auf die Art erst erträglich. Gebraucht bei Abebooks. Jetzt aktuell Mehr. Doch Elif Shafak gelingt es, die Stärke und Klugheit dieser Frau lebendig werden zu lassen; sie eignet sich nicht als Opfer, und selbst nach ihrem Tod ist sie für ihre Freunde eine Inspiration zur Widersetzlichkeit. Redaktionellen Fehler melden Technisches Problem melden. Also riskieren die Freunde alles, um sich gebührend von ihrer Leila verabschieden zu können. Eine zuckersüsse Geschichte. Leilas Geschichte endet , ein Jahrzehnt vor der Gründung der Partei, mit der Präsident Erdogan heute die Demokratie aushebelt. Als Kind türkischer Eltern in Strassburg geboren, ist sie zum Teil in Ankara aufgewachsen und inzwischen britische Staatsbürgerin.